Geheimsprache im Arbeitszeugnis entschlüsseln
Arbeitszeugnisse lesen und verstehen
Geheimsprache im Arbeitszeugnis entschlüsseln
Arbeitszeugnisse haben immer noch einen großen Einfluss darauf, ob Sie für ein potenzielle Stelle ausgewählt werden oder nicht.
Wenn Sie ein vermeintlich positiv klingendes Arbeitszeugnis ausgehändigt bekommen, kann es dennoch sein, das zwischen den Zeilen viele kritische Punkte geäußert werden.
Wichtige Aspekte bei der Formulierung von Arbeitszeugnissen:
- Übertreiben: „Wir bedauern es absolut, so eine wirklich außerordentliche Mitarbeiterin zu verlieren.“ (Das könnte bedeuten, das man die Mitarbeiterin loswerden möchte)
- Selbstverständliches erwähnen: „Herr Ulbricht hat stets das Druckerpapier nachgefüllt.“ (Das könnte bedeuten, das er keine Verantwortung für wichtige Aufgaben bekommen oder übernommen hat )
- Relativieren: „Im Großen und Ganzen waren wir sehr zufrieden mit Frau Mayer.“ In der Regel erledigte Herr Bauer seine Aufgaben außerordentlich gut… (Das könnte bedeuten, das die Leistungen bei weitem nicht den Erwartungen entsprochen haben)
- Negieren: „Ihre Leistungen waren ohne jeden Tadel… Seine verantwortungsvollen Aufgaben erledigte er ohne Probleme…“ (Das könnte bedeuten, das man unzufrieden mit der Erledigung der Aufgaben war)
- Verändern der Reihenfolge: „Sein Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Vorgesetzten war stets einwandfrei.“ (Das könnte bedeuten, das der Mitarbeiter ein Problem mit seinem Vorgesetzten gehabt hat, da der Vorgesetzte in der Aufzählung immer an erster Stelle genannt wird.)
- Passiv formulieren: „Frau Burg wurde bei uns als Kundenberaterin eingesetzt…“ (Das könnte bedeuten, das sie Ihre Aufgaben nicht engagiert und motiviert erledigt hat)
- Interpretationsspielraum lassen: „Sie konnte sich mit Ihrer ausgeprägten Sprachfähigkeit überall sehr gut durchsetzen.“ (Das könnte bedeuten, das sie eine äußerst dominante Mitarbeiterin ist)
Das Gesamtbild eines Arbeitszeugnisses
Darüber hinaus können Sie darauf achten, ob sich ein Widerspruch zwischen den Einzelleistungen und der Gesamtleistung des Arbeitszeugnisses ergibt. Wenn also die Einzelleistungen eher mit der Note 3 beurteilt werden und die Gesamtbewertung mit Note 1 führt das zumindest zu Irritationen beim Leser.
Des Weiteren kann mit Auslassungen im Arbeitszeugnis gearbeitet werden. Werden also bestimmte Elemente, die im Arbeitszeugnis vorkommen sollten, einfach weggelassen oder in der Reihenfolge vertauscht, könnte das ein Hinweis sein, das es Probleme mit dem Mitarbeiter gegeben hat.
Lesen Sie Ihre Arbeitszeugnisse von daher gründlich durch und suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung, wenn Sie Zweifel an der Formulierung Ihres Arbeitszeugnisses haben.
Nicht immer muss dahinter eine Absicht stecken, sondern vielleicht auch einfach nur eine gewisse Unkenntnis.